Die ersten 100 Tage als Führungskraft sind entscheidend, um die Weichen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu stellen. Doch nachhaltiger Führungserfolg beginnt genau dort, wo die Anfangsphase endet: bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung, der Etablierung einer positiven Team- und Unternehmenskultur und der Fähigkeit, langfristige Ziele zu verfolgen.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Grundlagen Ihrer Führungsarbeit nutzen, um langfristig erfolgreich zu sein und Ihr Team nachhaltig zu motivieren. Dieser Artikel ist der dritte und letzte Teil der Serie „Die ersten 100 Tage als Chefin“ im Blog „Plötzlich Chefin“, die den Einstieg in die Führungsrolle beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Anfangsphase, den ersten Herausforderungen und dem Aufbau eines nachhaltig erfolgreichen Führungsstils.

Unternehmenskultur als Fundament des Erfolgs

Eine der wertvollsten Lektionen der ersten 100 Tage ist das Verständnis für die bestehende Kultur Ihres Teams und Ihrer Organisation. Diese Kultur ist kein statisches Element, sondern ein lebendiges System aus Werten, Überzeugungen und Verhaltensweisen, das den Alltag prägt. Wenn Führungskräfte diese Kultur ignorieren oder versuchen, sie abrupt zu ändern, stoßen sie häufig auf Widerstand. Doch wenn sie die vorhandenen Werte verstehen und stärken, können sie langfristig eine Umgebung schaffen, in der Vertrauen, Offenheit und Innovation gedeihen.

Eine starke Unternehmenskultur ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis klar definierter Werte und konsequenter Führung. Eine Langzeitstudie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass Unternehmen mit einer werteorientierten Unternehmenskultur nicht nur stabiler agieren, sondern auch langfristig erfolgreicher sind. Die Studie identifiziert acht Schlüsselfaktoren, die eine erfolgreiche Unternehmenskultur auszeichnen, darunter eine klare Ausrichtung auf Kernwerte, eine professionelle Führungskultur und die Fähigkeit, Veränderungen aktiv zu gestalten.

Eine solche Kultur gibt Orientierung in Zeiten des Wandels und schafft ein Arbeitsumfeld, das Mitarbeitende motiviert und langfristig bindet. Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie prägen die Werte, leben sie vor und integrieren sie in den Arbeitsalltag. Doch Unternehmenskultur ist nicht statisch – sie erfordert ständige Reflexion und Anpassung, um auf neue Herausforderungen zu reagieren, ohne ihre Grundprinzipien zu verlieren.

Als Führungskraft sind Sie nicht nur Hüterin der bestehenden Kultur, sondern auch Gestalterin. Ihre Aufgabe ist es, Werte nicht nur zu formulieren, sondern sie im Alltag sichtbar zu machen. Jedes Gespräch, jede Entscheidung und jede Form des Feedbacks gibt Ihrem Team Orientierung. Doch Kultur ist nicht statisch. Sie muss kontinuierlich überprüft und an veränderte Gegebenheiten angepasst werden, ohne ihre Kernelemente zu verlieren.

Reflexion als Werkzeug für Wachstum

Langfristiger Erfolg erfordert regelmäßige Reflexion. Während der ersten 100 Tage haben Sie viele Eindrücke gesammelt, Probleme analysiert und möglicherweise erste Lösungen umgesetzt. Doch wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen eingeführten Maßnahmen auch langfristig wirken? Hier setzt die Reflexion an. Sie ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um Fortschritte zu bewerten, Hindernisse zu erkennen und neue Strategien zu entwickeln.

Reflexion bedeutet auch, sich Feedback einzuholen – und das nicht nur von den direkten Führungskräften, sondern vor allem vom Team. Fragen Sie nach: Welche Ihrer Entscheidungen haben geholfen? Wo besteht noch Unsicherheit? Welche Veränderungen wünschen sich Ihre Mitarbeitenden? Dies erfordert Mut, sich kritischen Rückmeldungen zu stellen, doch der Gewinn ist unbezahlbar: eine klarere Perspektive und das Vertrauen Ihres Teams.

Eine regelmäßige persönliche Reflexion – etwa am Ende eines Quartals – kann Ihnen helfen, Ihre Fortschritte und Ihre Entwicklung als Führungskraft zu verfolgen. Stellen Sie sich selbst Fragen wie: „Habe ich es geschafft, die Vision für das Team klar zu kommunizieren?“, „Welche Probleme habe ich frühzeitig erkannt und adressiert?“ und „Welche neuen Fähigkeiten habe ich in meiner Rolle entwickelt?“ Indem Sie sich Zeit nehmen, um innezuhalten und Ihre Arbeit kritisch zu hinterfragen, stärken Sie Ihre langfristige Führungsqualität.

Motivation im Team langfristig fördern

Motivation ist der Motor, der Teams antreibt. Doch langfristige Motivation entsteht nicht durch einmalige Impulse wie Lob oder finanzielle Anreize, sondern durch eine Kultur, die Sinn, Entwicklungsmöglichkeiten und Wertschätzung miteinander verbindet. Mitarbeitende, die das Gefühl haben, mit ihrer Arbeit einen Beitrag zu leisten, arbeiten nicht nur engagierter, sondern auch produktiver und zufriedener.

Frühere Gallup-Analysen haben gezeigt, dass Unternehmen mit hohem Mitarbeiterengagement deutliche Vorteile verzeichnen, darunter bis zu 14 % höhere Produktivität und 18 % bis 43 % geringere Fluktuation. Die Gallup-Studie 2024 wiederum zeigt, dass das Mitarbeiterengagement in Deutschland weiterhin alarmierend niedrig bleibt, mit einer hohen Anzahl innerlich gekündigter Mitarbeitender und erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Motivation kein „weiches“ Thema ist, sondern ein zentraler Bestandteil von Führung, der direkte Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens hat.

Die drei zentralen Pfeiler der Motivation

  1. Sinn vermitteln: Menschen arbeiten motivierter, wenn sie erkennen, welchen Beitrag ihre Arbeit zu einem größeren Ganzen leistet. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, immer wieder die Verbindung zwischen individuellen Aufgaben und den Zielen des Unternehmens herzustellen. Sprechen Sie regelmäßig über die Vision Ihres Unternehmens und zeigen Sie konkret auf, wie jede Rolle dazu beiträgt. Sinnvolle Arbeit inspiriert und schafft eine tiefere Bindung an das Team und die Organisation.
  2. Entwicklungsmöglichkeiten schaffen: Mitarbeitende wollen wachsen – beruflich und persönlich. In einer Arbeitswelt mit flachen Hierarchien geht es nicht mehr nur um den nächsten Karriereschritt, sondern auch darum, neue Fähigkeiten zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Geben Sie Ihren Mitarbeitenden die Chance, sich auch innerhalb ihrer Rolle weiterzuentwickeln, neue Herausforderungen anzunehmen oder sich in einem Spezialgebiet zu profilieren. Diese Art der Förderung zeigt Wertschätzung, stärkt das Engagement und trägt dazu bei, die Zufriedenheit und Produktivität im Team nachhaltig zu steigern.
  3. Wertschätzung und Feedback: Regelmäßige Wertschätzung ist nicht nur ein Zeichen von Respekt, sondern eine der stärksten Motivationsquellen. Dabei geht es nicht nur um Lob für gute Arbeit, sondern auch um konstruktives Feedback, das Orientierung bietet und die persönliche Weiterentwicklung fördert. Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, entwickeln eine deutlich stärkere emotionale Bindung an ihr Unternehmen – ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg. Schaffen Sie als Führungskraft Gelegenheiten für regelmäßige Gespräche, in denen Sie Feedback geben und die Erfolge des Teams sichtbar machen.

Praktische Ansätze für nachhaltige Motivation

  • Regelmäßige Reflexionsgespräche: Führen Sie nicht nur Jahresgespräche, sondern setzen Sie auf kurze, regelmäßige Check-ins, um die Motivation Ihrer Mitarbeitenden zu verstehen und anzupassen. Nutzen Sie diese Gespräche, um Wertschätzung zu zeigen und gemeinsam Ziele zu definieren.
  • Teamorientierte Erfolge feiern: Teams, die ihre Erfolge bewusst feiern, bleiben stärker engagiert. Ob kleine Meilensteine oder große Projekte: Nutzen Sie diese Momente, um den Zusammenhalt zu stärken.
  • Flexibilität fördern: Mitarbeitende sind motivierter, wenn sie eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben erleben. Flexibilität bei Arbeitszeiten und -orten kann einen großen Unterschied machen.

Motivation ist keine statische Größe. Sie ist ein dynamischer Prozess, der kontinuierliche Aufmerksamkeit und Reflexion erfordert. Führungskräfte, die diesen Prozess aktiv gestalten, schaffen nicht nur ein Umfeld, in dem sich ihre Mitarbeitenden wohlfühlen, sondern auch ein Team, das bereit ist, über sich hinauszuwachsen.

Fotorealistische Darstellung eines Labyrinths, in dem eine Person am Eingang steht und ihren Weg überlegt. Symbol für die Herausforderungen und typischen Fehler in der Führung.
Typische Fehler in der Führung zu erkennen und zu vermeiden, erfordert Weitblick und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen.

Typische Fehler vermeiden: Die typischen Stolpersteine erkennen

Auch erfahrene Führungskräfte sind nicht vor klassischen Fallstricken gefeit. Besonders in der hektischen Betriebsamkeit des Alltags schleichen sich oft Verhaltensweisen ein, die langfristig die Dynamik und Effektivität eines Teams untergraben können. Umso wichtiger ist es, diese Fehler zu erkennen und aktiv gegenzusteuern.

  1. Mangelnde Kommunikation
    Einer der häufigsten Fehler ist es, die Kommunikation zu vernachlässigen. Was in der Anfangsphase oft gut funktioniert hat – regelmäßige Meetings, offene Gespräche und klar formulierte Erwartungen – wird schnell Opfer des Zeitmangels. Doch Kommunikation ist die Grundlage jeder erfolgreichen Zusammenarbeit und darf niemals als selbstverständlich angesehen werden.
  2. Stagnation in der Entwicklung
    Führung bedeutet auch, selbst in Bewegung zu bleiben. Wer als Führungskraft nicht bereit ist, sich weiterzuentwickeln, wird langfristig den Anschluss verlieren. Investieren Sie in Ihre eigene Weiterbildung und reflektieren Sie Ihre Führungsrolle regelmäßig.
  3. Unklare Prioritäten setzen
    Wenn alles gleichzeitig wichtig ist, fehlt den Mitarbeitenden die Orientierung. Unklare oder zu viele Prioritäten überfordern Teams und führen zu Verwirrung. Führungskräfte sollten stattdessen klare Ziele definieren, priorisieren und regelmäßig kommunizieren, um den Fokus auf das Wesentliche zu lenken.
  4. Fehlende Anerkennung und Wertschätzung
    Viele Führungskräfte unterschätzen die Macht kleiner Gesten der Wertschätzung. Mitarbeitende, die sich übergangen oder nicht anerkannt fühlen, verlieren schnell ihre Motivation. Regelmäßiges Feedback, Lob für Erfolge und ein offenes Ohr für Herausforderungen sind essenziell, um eine positive Teamkultur zu schaffen.
  5. Mikromanagement statt Vertrauen
    Wenn Führungskräfte jede Entscheidung kontrollieren und keine Verantwortung abgeben, fühlt sich das Team entmündigt und gehemmt. Lernen Sie loszulassen und Ihre Mitarbeitenden ihre Expertise einsetzen zu lassen. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Eigeninitiative und Kreativität.
  6. Reaktive statt proaktive Führung
    Führungskräfte, die nur auf Probleme reagieren, anstatt sie proaktiv anzugehen, wirken unsicher und kurzsichtig. Indem Sie regelmäßig Feedback einholen, potenzielle Konflikte frühzeitig erkennen und langfristige Strategien entwickeln, zeigen Sie Weitsicht und stärken das Vertrauen Ihres Teams.

Fazit: Führung weiterdenken – Von den ersten 100 Tagen zum langfristigen Erfolg

Nachhaltiger Erfolg als Führungskraft entsteht nicht über Nacht. Es ist ein dynamischer Prozess, der kontinuierliche Reflexion, die Bereitschaft zur Weiterentwicklung und die Fähigkeit, auf Veränderungen einzugehen, erfordert. Die ersten 100 Tage bieten Ihnen die Gelegenheit, die Grundlagen zu legen – durch klare Kommunikation, den Aufbau von Vertrauen und das Setzen gemeinsamer Ziele. Doch langfristiger Erfolg erfordert mehr: Ihre Vision und Werte müssen nicht nur Orientierung geben, sondern auch aktiv gelebt werden.

Halten Sie die Motivation Ihrer Mitarbeitenden aufrecht, indem Sie individuelle Entwicklungsmöglichkeiten schaffen und Wertschätzung in den Mittelpunkt stellen. Lernen Sie, typische Fehler frühzeitig zu erkennen und ihnen gezielt entgegenzuwirken. Und vergessen Sie nicht, dass Unternehmenskultur ein entscheidender Erfolgsfaktor ist – sie braucht Ihre Aufmerksamkeit und Führung, um zu wachsen und Resilienz zu schaffen.

Die Führungsreise endet nicht mit den ersten 100 Tagen – sie beginnt erst richtig. Nutzen Sie Ihre Erkenntnisse, um langfristig nicht nur eine erfolgreiche Führungskraft zu sein, sondern auch eine, die inspiriert und nachhaltige Werte schafft.

Hinweis zur Artikelserie: Dieser Artikel ist der abschließende Teil der Serie „Die ersten 100 Tage als Chefin“ im Blog „Plötzlich Chefin“. Die Serie zeigt, wie Sie in Ihre Führungsrolle hineinwachsen, von den ersten Schritten über den Aufbau von Vertrauen und Zusammenarbeit bis hin zu langfristigen Strategien für nachhaltigen Erfolg. Lesen Sie auch die vorangegangenen Artikel, um Ihren Start als Führungskraft gezielt zu gestalten.


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