Während die Digitalisierung traditionelle Arbeitskonventionen in Frage stellt, sehen sich Führungskräfte der Frage ausgesetzt, wie in aller Welt man Führung gestalten kann, um den sich stetig verändernden Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Die Antwort darauf könnte VOPA+ lauten.
Das Akronym VOPA+ wurde von Dr. Willms Buhse gezielt als Antwort auf die Herausforderungen einer VUKA-Umwelt entwickelt. VUKA (oder englisch VUCA) ist ein weiteres Akronym, das für die Begriffe Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität steht. Dieser ursprünglich aus dem militärischen Bereich stammende Ansatz wird häufig auf die durch die Digitale Transformation geprägte neue Arbeitswelt übertragen.
Einschneidende technische Entwicklungen ermöglichen disruptive Veränderungen, die weder vorhersehbar noch kontrollierbar erscheinen. Kein Unternehmen kann sich sicher sein, ob das heutige Geschäftsmodell auch in wenigen Jahren noch ausreichend Tragkraft hat oder ob neue Wettbewerber auftauchen, die das Kundenbedürfnis anders und viel besser befriedigen können und damit den Markt komplett umgestalten. Diese Veränderungen in Verbindung mit der Masse an Daten, die nun erhoben und ausgewertet werden können, erzeugen eine Komplexität, in der althergebrachte Herangehensweisen an ihre Grenzen geraten. Konnte man in der Vergangenheit noch auf Jahre hinaus planen, ist heute nicht einmal klar, ob es in wenigen Monaten den anvisierten Markt überhaupt noch gibt.
Noch viele Fragezeichen in deutschen Unternehmen
So sieht man in deutschen Unternehmen noch jede Menge Fragezeichen, was die Entwicklung der eigenen Branche und die Richtung des eigenen Unternehmens angeht. Die UDG Digital Readiness Study 2017 ergab beispielsweise, dass sich einerseits zwar fast alle einig sind, dass die Digitalisierung mit fundamentalen Veränderungen einhergehen wird, dass andererseits aber eben auch nur die wenigsten eine klare Vorstellung davon haben, wie sie die Herausforderungen angehen wollen. Nur jedes vierte Unternehmen meint, geeignete Handlungsfelder und Maßnahmen identifiziert zu haben.
Und auch das Thema Führung bleibt dabei alles andere als unberührt. Im Gegenteil, gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit bedarf es effektiver Führung. Doch da scheint es (noch) zu hapern wie z.B. die Führungskräftebefragung 2017 der Wertekommission zeigt. Denn gerade diejenigen, die die Richtung vorgeben sollten, sind sich völlig uneins darüber, wie sich die Veränderungen auf Unternehmen, Arbeitswelt, Mitarbeiter oder auch die eigene (Macht-) Position auswirken. Wie kann da Führung ihrer Rolle gerecht werden?
Wichtiger als der technische Wandel ist der Wandel im Kopf
In seinem Buch Management by Internet (Werbung: Affiliate-Link) beschreibt Willms Buhse Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität als die „Prinzipien des Internets“ und etabliert dafür die Abkürzung VOPA. Diese vier Prinzipien stellen seiner Ansicht nach die Erfolgsfaktoren des Internets dar. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, wie eine passende Führungs- und Unternehmenskultur aussehen kann:
Vernetzung muss auf allen Ebenen stattfinden, in- und außerhalb des Unternehmens, sei es zielorientiert oder nicht. Offenheit und Experimentiertfreudigkeit sind die Grundhaltungen der Zeit, um sich in einer sich permanent weiter entwickelnden Welt zurechtfinden zu können. Partizipation steht für die Beteiligung breiterer Kreise, so sollten z.B. die Mitarbeiter stärker in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, da ihr Wissen ein wichtiger Faktor gegen Unsicherheit und Volatilität ist. Agilität schließlich bedeutet Abschied nehmen vom großen Plan und die Hinwendung zu kleinen Schritten, zu MVPs, zur Bereitschaft stetiger Anpassung und Weiterentwicklung der Produkte, Arbeitsweisen und – nicht zu vergessen – eine Hinwendung zu den Mitarbeitern. So können sich Unternehmen den sich schnell ändernden Anforderungen besser anpassen. Wichtiger als der technische Wandel ist also der Wandel im Kopf, das richtige Mindset.
Nicht weniger, sondern bessere Führung
Für Führungskräfte bedeutet VOPA die Fokussierung auf das erfolgreiche selbstverantwortliche Arbeiten der Mitarbeiter, Barrieren aus dem Weg räumen, Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das ist keineswegs ein Verlust. In VUKA-Umfeldern braucht es nicht weniger, sondern bessere Führung. Und die besteht heute weniger aus dem Entwerfen des großen Jahresplans als vielmehr in der Definition und Vermittlung einer attraktiven Vision. Der Weg dorthin findet jedoch in kleinen Schritten und Iterationen statt. Komplexe, volatile Umgebungen führen aber natürlich auch dazu, dass es kein Allheilmittel gibt, es gibt kein Patentrezept, das in allen Unternehmen oder Unternehmensteilen gleichermaßen funktioniert. Es obliegt der Führung, die passende Weichenstellung vorzunehmen.
Das Plus ist Vertrauen
Schließlich fehlt nur noch das Plus von VOPA+: Vertrauen. Vertrauen ist die Basis jeder erfolgreichen Führungsarbeit. Vertrauensvolle Führung ermöglicht es loszulassen, ermöglicht Selbstorganisation und ist letztlich auch die Grundlage, ohne die die vier VOPA-Prinzipien nicht effektiv umsetzbar sind.